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Leserpreis

Carthago schießt übers Ziel hinaus

Bad Waldsee / Lesedauer: 3 min

Hymer punktet bei Leserwahl – Konkurrent verzichtet auf Wertung
Veröffentlicht:11.05.2012, 21:40

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Es ist einer der Termine, auf den die Reisemobil-Branche hinfiebert: Europas führendes Reisemobil-Magazins Promobil mit einer Auflage von rund 80 000 Exemplaren – davon 40 000 Abonnements – lobt alljährlich einen Leserpreis aus. Laut Dominic Vierneisel, Chefredakteur des Magazins mit Sitz in Stuttgart , haben sich diesmal 14 000 Leser beteiligt. Es war die 26. Ausschreibung.

Auf diesen Termin hingefiebert haben auch zwei oberschwäbische Reisemobil-Hersteller: Hymer (Bad Waldsee) und Carthago (Ravensburg, bald in Aulendorf). Sechs Hymer-Mobile fuhren in diesem Jahr in unterschiedlichen Kategorien auf eine der ersten drei Plätze – sogar zwei Mal auf den Spitzenplatz.

Von Carthago-Modellen fehlt im Ranking jede Spur, obgleich das Unternehmen 2011 in einer Kategorie den ersten, in einer weiteren den zweiten Platz belegte. Der Grund: Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe. Deshalb hat sich der Verlag entschieden, die Marke Carthago gar nicht zu werten. Promobil-Chefredakteur Vierneisel spricht von manipulierten Stimmen, bei denen klar gewesen sei, dass keine echten Personen dahinter gestanden haben. Ein Indiz sei die immer gleiche Handschrift auf unterschiedlichen Stimmzetteln gewesen. Der Ausschluss von Carthago sei deshalb erfolgt, weil die Glaubwürdigkeit dieser Leserwahl ein großes Pfund für das Magazin und die Wahl selbst eine gewichtige Stimme in der Branche sei. Da Promobil wisse, dass Carthago ein wichtiger Marktteilnehmer sei, so Vierneisel, habe man noch vor der Veröffentlichung mit dem Unternehmen gesprochen. Das bestätigt auch Carthago-Geschäftsleiter Karl-Heinz Schuler , der die Firma 1979 während seiner Studentenzeit gegründet hat. „Wir haben uns gemeinsam mit der Promobil-Redaktion dazu entschlossen, unsere Wertung unter diesen Umständen ganz rauszunehmen.“

„Das war etwas übertrieben“

Doch wie kam das? „Bei solchen Events hat man immer den Anspruch, ganz oben auf dem Treppchen zu sein“, sagt Schuler. Also habe man von Unternehmerseite kräftig mobilisiert: Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter angeschrieben und dazu motiviert, das Promobil-Heft mit dem Stimmzettel zu kaufen und auszufüllen. Aus heutiger Sicht sagt er: „Das war etwas übertrieben. Ich weiß aber, dass alle Firmen im Vorfeld der Wahl mobilisieren.“

Hat also auch Hymer mobilisiert? Geschäftsführer Jörg Reithmeier, der die Bereiche Marketing und Vertrieb verantwortet, widerspricht. „Wir unternehmen überhaupt nichts, machen noch nicht mal auf die Wahl aufmerksam.“ Nur im Nachhinein habe man sich im eigenen Magazin bei den Wählern bedankt. „Dadurch würde ja die Wahl verzerrt werden.“ Das wolle man nicht, denn: „Diese Transparenz kriegt man sonst nicht im Markt, nicht in diesem Umfang.“ Schließlich werden pro Modell ein gutes Dutzend Merkmale abgefragt. Er beschreibt die Ergebnisse der Wahl als neutrales, groß angelegtes Kundenfeedback über Trends und Kaufabsichten, das mitbestimmend sei für die Produktentwicklung seines Unternehmens. Und dieses Feedback nutze Hymer mehr als das Wissen um verkaufte Stückzahlen.

Bei der Preisverleihung am vergangenen Mittwoch in Stuttgart ging Carthago also leer aus. Die Mobilisierung der Carthago-Fans scheint gut, in diesem Fall zu gut geklappt zu haben. In Zukunft wolle Carthago „homöopathischer“ vorgehen, wie Karl-Heinz Schuler sagt, und nur die Kunden im Inland anschreiben.