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Englische Langbögen hatten enorme Durchschlagskraft

Mittelalter

Englische Langbögen hatten enorme Durchschlagskraft
Langbogen
Nachbau eines mittelalterlichen Langbogens im Einsatz. (Bild: Emilija Randjelovic/ iStock)

Die englischen Langbogenschützen waren im Mittelalter gefürchtet – zu Recht. Denn ihre Waffen erwiesen sich in mehreren Schlachten als kriegsentscheidend. Jetzt enthüllen mehrere in einem mittelalterlichen Friedhof in Exeter gefundene Tote, wie durchschlagend die Langbögen waren. Bei einem der Toten durchschlug ein Pfeil den Schädel mit ähnlicher Wucht und ähnlichem Drall wie eine moderne Gewehrkugel.

Der englische Langbogen war die erfolgreichste Waffe englischer und walisischer Heere im Mittelalter. Die gut 1,80 Meter langen, aus Eibenholz gefertigten Bögen waren leicht, stabil und in der Hand eines erfahrenen Bogenschützen eine tödliche Waffe. Denn die hohe Spannung des Langbogens verlieh den Pfeilen eine erstaunliche Durchschlagskraft. So berichten zeitgenössische Quellen von Langbogenpfeilen, die Rüstungen und dicke Holztore durchschlugen. Die Engländer verdankten es wahrscheinlich ihren Kohorten von Bogenschützen, dass sie die schwerfälligen Ritter der Franzosen wiederholt im Hundertjährigen Krieg besiegten, unter anderem in den Schlachten von Azincourt und Crécy.

Fund auf einem mittelalterlichen Kloster-Friedhof

Doch wie durchschlagend die Langbogenpfeile tatsächlich waren und wie schwer die von ihnen verursachten Verletzungen, war abgesehen von den zeitgenössischen Überlieferungen bislang unklar. „Physische Belege für Verletzungen durch Waffen finden sich in mittelalterlichen Bestattungen kaum und Spuren von Pfeilwunden sind außergewöhnlich selten“, erklären Oliver Creighton von der University Exeter und seine Kollegen. Umso spannender sind nun Funde, die die Forscher auf einem mittelalterlichen Friedhof eines Dominikanerklosters in Exeter gemacht haben. Dort wurden vom 13. bis zum 17. Jahrhundert neben Mönchen des Ordens auch wohlhabende Mitglieder der Gemeinde bestattet.

Bei Ausgrabungen auf diesem Friedhof haben die Archäologen eine Stelle entdeckt, an der die Gebeine mehrerer Personen durcheinander geworfen im Boden lagen. Unter den Funden sind 22 Knochenteile, darunter ein fast vollständiger Schädel sowie drei Zähne. Nahezu alle Relikte zeigen Spuren von Knochenbrüchen und anderen Verletzungen, die vom Zeitpunkt des Todes stammen, wie die Forscher berichten. Sie vermuten, dass diese Überreste von Kriegern stammten, die ursprünglich bei einer Schlacht gefallen waren und dann später in diesen Friedhof umgebettet wurden.

Schädeldurchschuss mit Drall

Dabei erweisen sich der aus der Zeit zwischen 1282 und 1395 stammende Schädel und ein vom Anfang des 15. Jahrhunderts stammender Unterschenkelknochen als besonders aufschlussreich. Denn beide wiesen Verletzungen auf, die offenbar von Langbogenpfeilen stammten. Ein Schuss traf dabei den Unterschenkel eines der Männer, durchdrang Kleidung und Muskeln und bleib dann im Knochen stecken. Der Schädel des zweiten Mannes wurde einmal komplett von einem Pfeil durchschossen. Zu erkennen ist dies an einer kleineren Eintrittswunde über dem rechten Auge des Toten und einer größeren Austrittswunde am Hinterkopf, wie Creighton und seine Kollegen berichten.

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„Dies belegt, dass die von Langbögen abgeschossenen Pfeile Verletzungen verursachen konnten, die durchaus mit modernen Schusswunden vergleichbar waren“, so die Forscher. „Die mikroskopische Untersuchung der Bruchmuster rund um die Pfeillöcher liefern zudem erste Hinweise darauf, dass die mittelalterlichen Pfeile so gefiedert waren, dass sie sich beim Flug im Uhrzeigersinn drehten.“ Ein solcher Drall verlieh den Pfeilen eine höhere Stabilität und Treffsicherheit. Aus ähnlichen Gründen werden auch Gewehrläufe mit einer Windung versehen, die die Kugeln beim Abschuss in Rotation versetzt. „Diese Ergebnisse haben eine profunde Bedeutung für unser Verständnis darüber, wie durchschlagend der englische Langbogen war“, sagt Creighton. „Die Verletzungen dieser Toten demonstrieren die furchterregende Realität hinter den mittelalterlichen Darstellungen und Schilderungen.“

Quelle: University of Exeter; Fachartikel: Antiquaries Journal, doi: 10.1017/S0003581520000116

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