Das College hatte er abgebrochen, seinen Kick suchte er beim Klippenspringen. Dann veränderte eine Kneipenprügelei sein Leben. Heftige Schläge auf den Kopf machten aus Jason Padgett ein Mathe-Genie mit äußerst seltenen Fähigkeiten.
Jason Padgetts ist ein mathematisches Genie. Seine Welt besteht aus geometrischen Mustern. Als einer von wenigen Menschen weltweit kann er Abbildungen von Fraktalen zeichnen.
Dabei sah zunächst nichts nach einer akademischen Karriere aus, berichtet die "New York Post". Das College hatte er abgebrochen. Er beschrieb sich im Nachhinein selbst als Faulenzer mit Null Interesse an einer akademischen Karriere. Mit Zahlen sei er nur in Kontakt gekommen, wenn er die Stunden gezählt habe, die er noch im Möbelladen seines Vaters arbeiten musste.
Kneipenschlägerei um Lederjacke
Mit Vokuhila und Lederweste über der nackten Brust habe er im Jahr 2002 eher ausgesehen wie ein Highschool-Schüler aus den 80er-Jahren als wie ein 31-jähriger Familienvater. Mit Freunden fuhr er Rennen in seinem roten Camaro. Seine Adrenalinkicks holte er sich beim Klippenspringen, Sky-Diving und in Bars. Sein Leben habe nur aus Party bestanden. „Ich dachte, so würde es immer weitergehen“, zitiert ihn die New Yorker Zeitung.
Doch am Freitag, dem 13. September 2002, war dieses Leben vorbei. In einer Karaokebar attackierten ihn zwei Männer von hinten und schlugen ihn auf den Hinterkopf. Er fiel auf den Boden. Die Männer prügelten weiter auf ihn ein. Traten ihn mit Füßen. Erst als er den Angreifern seine Jacke gab, ließen die Peiniger von ihm ab. Padgett wurde ins Krankenhaus gebracht und in der gleichen Nacht wieder entlassen. Die Diagnose: Schwere Gehirnerschütterung und eine Nierenverletzung.
Geometrische Figuren aus dem Wasserhahn
Am nächsten Morgen stand Padgett in Badelatschen im Bad und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Aus einem Wasserstrahl entwickelten sich geometrische Figuren. „Am Anfang habe ich mir Sorgen um mich gemacht.“ Doch der Anblick sei einfach zu schön gewesen. Irgendwann steckte er seine Hand in den Wasserstrahl und staunte weiter. Es war, als hätte er einen Film in Zeitlupe betrachtet.
Er sei daraufhin verrückt geworden nach allen geometrischen Figuren in seinem Haus, wie die Kanten der Fenster oder die Krümmung eines Löffels. Wenn er auf Zahlen blickte, seien diese von bunten Figuren überlagert worden.
"Jeder Strahl ist eine Repräsentation der Zahl Pi"
Padgett hörte auf zu arbeiten und fing an, alles über Mathematik und Physik zu lesen, was er in die Finger bekommen konnte, berichtet die "New York Post" weiter. Als er sah, wie sich ein Lichtstrahl an einem Autofenster brach, habe es Klick gemacht. „Ich begriff, jeder der Strahlen ist eine Repräsentation der Zahl Pi.“
Nun fing er auch an, diese Figuren zu zeichnen. Für manche benötigte er mehrere Tage, für andere sogar Wochen. „Sie mussten einfach perfekt sein.“ Padgett gehört mit seiner Fähigkeit zu den 40 Menschen weltweit mit dem „Savant Syndrom“. Als er eine BBC-Dokumentation über das Thema gesehen habe, wusste er: „Das ist es. Das ist mit mir passiert.“ Ob er sein altes Leben zurück möchte? „Nein.“ Aber manchmal vermisse er die unschuldige Unwissenheit über das Leben.
Nun hat er ein Buch über sein bemerkenswerten Lebenswandel geschrieben. „Struck by Genius: How a Brain Injury Made Me a Mathematical Marvel", erscheint in den USA.